„Gemeinschaft ja – aber für alle?“

Themenabend zu inklusiven gemeinschaftlichen Wohnprojekten  

Immer mehr Gruppen planen inklusive gemeinschaftliche Wohnprojekte – so auch in Köln. Das Netzwerk gemeinschaftliches Bauen und Wohnen lud am 30.10. zum Themenabend ein. Birgit Jendro, Netzwerkmitglied und aktiv im VereinINSgesamte.V. führte mit einem Vortrag zu bundesweiten Beispielen von inklusiven Wohnprojekten in das Thema ein: Inklusion ist nicht nur ein wichtiges Ziel für die gesamte Gesellschaft, sondern kommt auch mehr und mehr in der Szene der gemeinschaftlichen Wohnprojekte an: Größere Gemeinschaftliche Wohnprojekte haben zunehmend den Anspruch neben innovativen Wohnformen, und ökologischer Bauweise auch im Hinblick auf die Vielfalt der Bewohnenden vorbildliche Konzepte zu entwickeln. Einige Projekte gründen sich aus dem Umfeld von Menschen mit Kindern mit Einschränkungen aus der Idee heraus, dass auch diese auf Dauer eigenständig leben und arbeiten können sollen. Fazit: Gerade Menschen mit Einschränkungen haben einen großen Bedarf an neuen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten. Aber auch alle anderen profitieren von inklusiven Konzepten. Zahlreiche realisierte vorbildliche Projekte in Deutschland zeigen bereits, wie das gelingen kann.

Sowohl Macher:innen aus Projekten als auch Politiker:innen aus dem Kölner Stadtrat waren eingeladen zu diskutieren, wie in Köln in Zukunft mehr inklusive Projekte entstehen können.

Birgit Jendro, INSgesamt e.V.

Dennis Bando, von Verein Inklusiv Wohnen Aachen e.V., berichtete von seinem Wohnprojekt, wo Studierende und Menschen mit verschiedenen Assistenzbedarfen „auf Augenhöhe“ gemeinsam wohnen. Justin Weißmann von WOHN:SINN – Bündnis für inklusives Wohnen e.V., das u. a. den Verein Inklusiv Wohnen Köln e.V. und ihr Projekt in Köln-Sürth in einem Haus der GAG begleitet, bestätigte die positiven Erfahrungen.

Martin Erkelenz, bisher Sprecher der CDU im Sozialausschuss, freute sich, dass das private Projekt Mühlenhof im Kölner Norden gerade noch eine größere LVR-Förderung erhalten hat, die in Zukunft leider nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Lisa-Marie Friede, neu für die Grünen im Rat, fand es – angesichts des immensen Bedarfs -„erschütternd“, dass es bundesweit nur 120 inklusive Wohnprojekte gibt. Mut machte ihr aber die Vielfalt der Trägermodelle und dass inklusive Ansätze bei Konzeptverfahren positiv gewertet werden. Darüber hinaus setzt sie sich aber auch für gendergerechte Stadtplanung und mehr Frauenwohnprojekte ein. Dr. Günter Bell, ehem. Behindertenbeauftragter der Stadt Köln, zukünftiges Ratsmitglied und Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE, plädiert für eine Quote an inklusiven  Wohnprojekten in Köln und versucht als Aufsichtsrat bei der Entwicklungsgesellschaft moderne stadt darauf hin zu wirken, dass der Deutzer Hafen ein umfassend barrierefreies Quartier wird.

Justin Weißmann, WOHN:SINN + Philipp von Rosen WohnWerk

Einig waren sich alle, dass die Rahmenbedingungen angesichts der aktuellen Streichung von Fördergeldern für Inklusion noch schwieriger werden und die Projekte umso mehr der aktiven Unterstützung bedürfen. Philipp von Rosen, Mitglied der Initiative WohnWerk Cologne, die für ihr inklusives gemeinschaftliches Konzept den Zuschlag beim Konzeptverfahren in der Alpenerstraße in Köln-Ehrenfeld erhielt, stellte die Herausforderungen für ein neu gegründetes Projekt dieser Größe dar. Die Gruppe, gegründet von Eltern von Kindern mit Einschränkungen, hofft trotzdem, ihre Idee der Mischung von Wohnen und Gewerbe als Alternative zu den gängigen „Behinderten-Werkstätten“ realisieren zu können.

Aus dem Publikum kam angesichts des großen Bedarfs die Frage, warum der LVR nicht selbst inklusive Projekte initiiert, statt die Verantwortung den betroffenen Eltern zu überlassen – und gleichzeitig die Förderung einzustellen.

Vielen Dank an Hanna Tomin vom Verein INSgesamt für die Bereitstellung der Fotos der Veranstaltung.

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