Neue Horizonte entdecken beim Wohnprojektetag

Der Wohnprojektetag ist als Forum und Platz des Austauschs über neue Wohnformen gedacht: Passend dazu haben Bettina Noesser und Claudia Thiesen über ihre eigenen Erfahrungen gesprochen. Im Workshop der Soziologin Dr. Hater ging es um Bildung eines gemeinschaftlichen Konsenses, an dem viele beteiligt sind. Materialien aus diesen Veranstaltungen stehen auf dieser Seite zur Ansicht bereit.

Viele Besucher haben sich auf dem Marktplatz informiert

Schauen wir einmal genau hin: Was konnten wir mitnehmen?

Suffizienz als Leitwert

Die Grundlage für Überlegungen, aller mit dem Bauen beschäftigten, sollten die Dimensionen Nachhaltigkeit, Teilhabe und Eigenart sein. Dieser Denklogik folgend, führt der Vortrag von Bettina Noesser (Architektin und Mitgründerin des Vereins STADTRAUM 5und4) durch die Planungsüberlegungen und macht dabei insbesondere zwei Dinge deutlich:

Die erforderliche Nachhaltigkeit lässt sich ohne ein anderes Verständnis des Erforderlichen nicht erreichen. Suffizienz, also die Besinnung auf das Benötigte, nicht das Machbare, ist die Grundlage dafür, dass Effizienz und Konsistenz ihre Wirkung entfalten können. Mit anderen Worten: Bessere Lösungen helfen nur dann, wenn sie uns glücklich machen.

Das „neuen Bauen“ ist nicht das Alte mit mehr Dämmstoff und mehr Technik, sondern ein anderes Bauen in vielen Dimensionen. Dabei geht es vor allem um neu gedachte Grundrisse, Nutzungsteilungen und Nutzungsflexibilitäten. Technik kann diese Prozesse unterstützen, sollte aber nicht im Mittelpunkt stehen. Wiederverwendung von lokalen Materialien schafft weiteren Mehrwert.

Ergebnis solcher Überlegungen sind nicht nur ökologisch gute Gebäude, sondern Projekte mit hoher sozialer und ästhetischer Qualität. Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind besonders geeignet, diesen neuen Weg vorzuzeichnen

Bei den zahlreichen Vorträgen und Workshops konnte nicht nur zugehört sondern aktiv teilgenommen werden

Tradition und Moderne in der Züricher Genossenschaft

Die Schweiz und Zürich insbesondere haben eine lange Tradition gemeinnützigen Wohnungsbaus. Der wird dort überwiegend in Genossenschaften organisiert. Diese bis auf 1907 zurückreichende Tradition hat Stabilität und Qualitäten hervorgebracht, die als Vorbild dienen können.

Die Erzählung, dass gesellschaftlicher Wohlstand Individualeigentum von Wohnraum braucht, wird am Beispiel der Schweiz mit zehn Prozenz selbstgenutztem Eigentum klar widerlegt. Doch auch in Zürich gibt es einen Wettstreit zwischen Investoren und gemeinwohlorientierten Wohnungsbaugesellschaften.

Dennoch sind die Qualitäten, die junge Genossenschaften seit 1995 entwickelt und vorgelegt haben ein kontinuierlicher Quell an Inspiration und wurden von der Wahlschweizerin Claudia Thiesen vorgestellt. Das machte Thiesen mit einer Schweizer Nüchternheit, die nicht alles in Watte hüllt, sondern sehr deutlich macht: Das Ringen um Toleranz und Solidarität in den Projekten ist kein deutsches Phänomen. 

Schon deswegen verspricht die diesjährige Exkursion des Netzwerks für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen viele interessante Erkenntnisse, die in den hiesigen Diskurs zurück gespeist werden. Die Fach-Exkursion wird von der MitStadtZentrale organisiert, Mitglieder des Netzwerks und Gäste aus Politik und Verwaltung haben bereits zugesagt und werden die Erfahrungen nach Köln mitnehmen. 

Im Workshop Dr. Katrin Hater wurde gemeinschaftlicher Konsent diskutiert

Bedürfnisse verstehen

Im Workshop der Soziologin Dr. Katrin Hater ging es vor allem darum, einander zuzuhören und daraus ein tiefes Verständnis zu entwickeln. Hater betreut seit über 20 Jahren gemeinschaftliche Bau- und Wohnprojekte. Sobald mehr als 18 Menschen zusammenkommen, kann es schwierig werden, meint Hater.

Am Anfang steht dabei die Frage: Was ist für dich wichtig? Danach sollte zugehört werden. Im Workshop auf dem Wohnprojektetag wurde genau das beispielhaft gemacht. Eine Konversation zwischen 25 Teilnehmern und Teilnehmerinnern wurde von Hater moderiert.

 Darüber hinaus gab sie Interessante Hinweise, wie Konsensfindung konstruktiv stattfinden kann. Wichtig sei auch der Spaß an der Sache. Die Entwicklung einer gemeinschaftlichen Vision mit konkreten Zielen kann dabei die Basis für ein harmonisches Miteinander bilden. Materialien des Workshops stehen auf dieser Seite zur Verfügung. Ein weiterer Workshop in der zweiten Jahreshälfte ist geplant.

Almut Skriver von der MitStadtZentrale verbindet Kompetenzen

So denkt Köln über Wohnprojekte

Zum Abschluss der Veranstaltung moderierte Frank Deja (Köln kann auch anders) eine Podiumsdiskussion mit Sascha Gajewski und Almut Skriver von der MitStadtZentrale, Berater Anno Kluß, Ingenieur Jörg vom Stein sowie den Referentinnen Claudia Theissen und Bettina Noesser.

Dazu wurden noch viele Stimmen aus dem Publikum eingeholt (streichen: um ein Bild zu kriegen) wie z. B: Welche Verantwortung haben Wohnprojekte? Was ist mit Gated Communities? Wie sollten Städte mit Wohnprojekten umgehen?

In der einstündigen Diskussion wurde schnell klar: Die Antworten auf diese Fragen sind manchmal einfach, meistens aber nicht, was der großen Lust Dinge selbst in die Hand zu nehmen aber keinen Abbruch tut. 

Die MitStadtZentrale freut sich schon, am 16. März 2024 die Diskussion im Rahmen des 10. Wohnprojektetages wieder aufzunehmen!

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert