Gemeinschaftliches und inklusives Wohnen in Dortmund: Neun Kommunen zu Gast

Nina Obenaus aus der Stabsstelle Gemeinschaftliche Wohnformen lud gemeinsam mit der MitStadtZentrale am 25.10. Kolleg*innen aus 9 NRW-Kommunen und dem Ministerium zum halbjährlichen interkommunalen Austausch ein, diesmal ging es nach Dortmund. 

Frau Manzke und Frau Bergmann, Bewohner:innen des Mehrgenerationenprojekts „WIR auf Phönix“ (Video), empfingen uns herzlich und berichteten von Entstehung und Leben im 4. Projekt des Dortmunder „WIR“-Vereins. 22 Miet-Wohnungen für 30 Erwachsene und 10 Kinder entstanden 2012. Das Grundstück verkauften die Vorbesitzer:innen für diesen Zweck an die örtliche Traditionsgenossenschaft gws, die einen Kooperationsvertrag mit der Gruppe schloss und das Haus baute. Die Gruppe engagiert sich in der Nachbarschaft, betreut ein foodsharing-Regal, organisiert Radtouren, der Gemeinschaftsraum dient als Wahllokal.

Die Projektentwicklerin Birgit Pohlmann bot einen Überblick über die inzwischen 11 Projekte des 1998 gegründeten WIR Vereins mit insgesamt ca. 300 Wohnungen in unterschiedlichen Rechtsformen. Im jüngsten Projekt „Philippus“ werden auf einem Grundstück der Philippus-Gemeinde Wohnungen für Familien und für Menschen mit Handicaps entstehen, zu 50% im geförderten Wohnungsbau. Erbpachtnehmer und Vermieter sind die Gebrüder Brun aus Borken, die mit ihrem Bauunternehmen bereits mehrere gemeinschaftliche Mietprojekte realisiert haben. Als Bestandshalter schätzen sie, dass die Gruppen ihre Häuser besonders gut pflegen. Das aktive Zusammenleben führt laut Bigit Pohlmann auch dazu, dass ältere Bewohner:innen in gemeinschaftlichen Wohnprojekten länger fit bleiben.

Eine Idee, um den Wohnflächenverbrauch zu senken, stellte Hr. Kampert vom Stadtplanungsamt vor. Auf einem eigentlich für Einfamilienhäuser vorgesehenen Grundstück schreibt die Stadt Dortmund Grundstücke für den Bau von Tiny-Häusern aus, auf die sich Baugruppen bewerben können. Die Runde ist gespannt auf das Ergebnis dieses Verfahrens.

Detlef Harms, engagierter Vater und Vorsitzender des Vereins „Zusammenspiel Phönix e.V.“ empfing die Exkursionsgruppe in der inklusiven Wohngemeinschaft „Heimspiel“, einem (Traum-) Haus für 8 Jugendliche mit handicap. Vermieter ist ein Bauunternehmen, das das Haus auf seinem Firmengrundstück errichtete, den Anstoß gaben persönliche Beziehungen. Die individuellen Zimmer sind mit rollstuhlgerechten Bädern ausgestattet, eine große Wohnküche mit Terrasse und einen Fitnessraum nutzt die Gruppe gemeinsam, zwei Büros stehen für die Betreuung und den Verein zur Verfügung. Die Möbel konnten die Jugendlichen selbst aussuchen, die ihr Zusammenleben hier weitgehend selbst bestimmen können. Daran mussten sich auch die Eltern erst gewöhnen. Die Nachfrage nach diesem Wohn-Modell ist so groß, dass bereits weitere Projekte in Planung sind.

Das Dortmunder Beispiel zeigt, dass gemeinschaftliches Wohnen für alle möglich sein kann, wenn persönliches Engagement, gute Förderbedingungen und die Bereitschaft, Investitionen langfristig zu rechnen, zusammenkommen.

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