Miteinanderhaus im alten Spital – Dorf vertikal

2012 plante man in Basel das ehem. Felix-Platter-Spital abzureißen und neu zu errichten. Das bedeutende Zeugnis der Nachkriegsmoderne war jedoch in der Nachbarschaft als Landmarke beliebt, viele erinnerten sich an Geburten und Genesungen. Die Baugenossenschaft wohnen & mehr schlug eine Umnutzung zum Wohnen vor und erhielt den Zuschlag für die Quartiersentwicklung auf dem Westfeld.

Foyer, Fotos: Almut Skriver

Den Wettbewerb für den Umbau gewann das Büro Müller Siegrist, das in Zürich mit der Kalkbreite bereits ein herausragendes Gebäude mit gemischter Nutzung für eine junge Genossenschaft entworfen hatte. Die dortige rue intérieure diente als Vorbild und erschließt Wohnungen mit bis zu 12 Zimmern in der Cluster-Wohnung, die an einen Verein vermietet wird, der die innere Belegung selbst organisiert. Es gibt diverse Gemeinschafts-, Gäste- und Joker-Zimmer, aber auch Nestwohnungen für getrennte Paare mit Kindern. Diese Vielfalt befördert die soziale Mischung und schnelle Aneignung durch die Bewohner:innen, die sich z. B. in Gemeinschaftsgärten, Werkstatt- oder Velogruppen engagieren. Hierfür gibt es einen Fond mit 80.000 CHF/a, in den alle 2 CHF/qm/a einzahlen, den die Arealkommission aus Vertreter:innen der Häuser für Spielelemente, Filmabende, Feste etc. verwendet.

Wintergarten in der Doppelfassade
Kaskadentreppe

Die Mieten liegen 10% unter der Vergleichsmiete, es gibt eine Flächenbeschränkung, man erhält max. einen Raum mehr als Personen in der Wohnung leben. Das wird arealbezogen sogar übererfüllt. Der Solidaritätsfond, in den alle Mieter:innen mit einzahlen, ermöglicht weniger gut Verdienenden das mitmachen. Das Spital erhielt nebenan einen geeigneteren Neubau, die Altbaufassaden wurden unter Schutz gestellt, es gab Denkmalförderung für die Mehrkosten. Die thermische Hülle wurde ersetzt, der Rohbau und die äußeren filigranen Betonfertigteile konnten erhalten werden und sog. graue Energie eingespart werden. Die Wohnungen sind zwar in das einheitliche Raster eingepasst, es gibt aber viele individuelle Lösungen durch die Besonderheiten des Altbaus. 2024 erhielt das Projekt den Gestaltungspreis der Wüstenrot-Stiftung

Bettina Nösser, ehemaliges Netzwerkmitglied: Aber besonders beeindruckend waren für mich die Umbauten des Felix-Platter-Spitals und des Coop-Weinlagers – großartige Architekturen und vorbildliche Beispiele für Bauen im Bestand über die Nutzungsgrenzen hinweg.
 

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