Vom Träumen und Tun – Einblicke in die Wirklichkeiten von Wohnprojekten in unterschiedlichen Phasen
Lauf los und mach, dass es wahr wird – vier Wohnprojekte im Gespräch, auf dem 10. Kölner Wohnprojektetag
Zum Abschluss des 10. Kölner Wohnprojektetags waren vier gemeinschaftliche Wohnprojekte aufs Podium geladen. Anke Bruns moderierte die kurzweilige Runde aus Interviews, Gespräch und Publikumsfragen. Das Publikum im voll besetzten Forum Volkshochschule erhielt Einblicke in das reale Leben in den Projekten und Tipps von „alten Hasen“ und Häsinnen.
Kathleen vom 2007 bezogenen Mehrgenerationen-Wohnprojekt Amaryllis mit 33 Wohnungen, erinnerte an die Gründungsidee, ein „afrikanisches Dorf“ in Bonn zu bauen, die nicht nur der Erziehung der Kinder zugutekam. Für die älteren Wohnprojekte sei es wichtig, „den jüngeren Mitgliedern Raum zu lassen“, damit der Generationenwechsel im Vorstand gelingt, nicht ganz leicht für manche Gründer:innen. Um zu gemeinsamen Entscheidungen zu gelangen nutzt die Gruppe das systemische Konsensieren: „Das dauert, die gemeinsame Entscheidung ist aber tragfähiger und es gibt keine Verlierer.“ Wohnprojekte werden so zu „Plätzen der demokratischen Gesellschaft“. Viele Gruppen lassen sich in Konfliktsituationen extern beraten, erfahrene Mitwohnende bilden sich fort und übernehmen Moderationsaufgaben auch für andere Projekte.







„Wir sprechen noch alle miteinander“ sagt Uwe von Ledo, einem inklusiven Mehrgenerationenhaus, seit 2009 ein Mietprojekt bei der GAG in Köln-Niehl. „Wenn man die Phasen durchlaufen hat, ist das alles noch viel cooler“. Das gemeinsame Leben erfordert eine gute Kommunikationskultur, die mit den Jahren geschult wird. „An Gemeinschaft muss man immer arbeiten und sie weiterentwickeln.“ Inzwischen spielt sich das gemeinschaftliche Leben nicht mehr vorrangig in der Großgruppe ab, es hat sich in Peergroups ausdifferenziert. Das gemeinschaftliche Wohnprojekt in Niehl trägt sogar nach Rückmeldung der örtlichen Polizei dazu bei, dass sich die Viertelsqualität verbessert. Die GAG schätzt die Gruppe als sorgfältige Mieterin, es gibt deutlich weniger Schäden am Gebäude als üblich.
Andrea von der Gemeinschaft Haus Bierenbach bei Nümbrecht, wo eine Gruppe von 32 Erwachsenen und 18 Kindern als Genossenschaft ein ehemaliges Seminargebäude umbaut, nennt das „herzverbunden leben“. Die Gruppe hat sich von Paten aus dem Projekt Schloss Tempelhof beraten lassen. Neue Mitglieder, die die Werte der Gruppe teilen, werden über einen intensiven Annäherungsprozess ausgesucht. „Wir erleben uns als Forschungsprojekt, wie miteinander leben klappt und Unterschiede nicht zu Spaltung führen“.
„Wir waren wohl sechs Jahre zu früh“, sagt Tom von der Gruppe Hof der Familie augenzwinkernd, die 2027-28 ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt in Köln-Rondorf beziehen wollen. Wenn es das Beratungs- und Unterstützungsangebot für gemeinschaftliche Wohnprojekte schon früher gegeben hätte, wären sie vielleicht schon eingezogen. An das Projekt an der Nahtstelle zwischen altem Ort und Neubauquartier werden schon jetzt hohe Erwartungen gestellt, alt und neu zu integrieren. Das allein im Ehrenamt zu leisten, wird jedoch nicht möglich sein. Hierfür bräuchte es ein professionelles Quartiersmanagement.
Warum lohnt es sich, ein Wohnprojekt zu gründen? „Weil du wächst“, „Deine Träume selbst in Hand nimmst“, weil „wir mit Wagemut und Eigeninitiative gute Räume schaffen“, weil wir ein Demokratie Labor sind: Wenn wir es nicht schaffen, uns zusammen zu raufen, kann man auch der Gesellschaft nicht vorwerfen, wenn sie es nicht schafft.“