Fachtagung des Bundesverbandes Baugemeinschaften 27.-28.9. in Düsseldorf

Stadt Düsseldorf zeigt sich engagiert, junge Genossenschaften sind zentrales Thema

Rund 50 Expert:innen und Kommunalvertreter:innen aus dem gesamten Bundesgebiet – NRW war stark vertreten – trafen sich zu einer intensiven Tagung in Düsseldorf. Im Zentrum stand die Frage, wie genossenschaftliche Strukturen entwickelt werden können und warum diese von besonderer Relevanz für gemeinwohlorientierte Entwicklungen sind.

Nach Begrüßung durch, den in Köln gut bekannten, OB Dr. Stephan Keller, hielt die Beigeordnete Cornelia Zuschke sogleich ein engagiertes Plädoyer für eine Kooperation mit gemeinwohlorientierter Wohnungswirtschaft, meint Genossenschaften und Vergleichbare.

Christian Stupka, als politischer Akteur in München genauso bekannt, wie als Genossenschaftsgründer und Initiator der GIMA, einem genossenschaftlichen Vermittler von nicht benötigter Immobilienerbmasse an Träger der Gemeinwohls, stellt den neuesten Coup vor. Die Stiftung “Daheim im Viertel“, für eben solche Immobilien. Denn wenn schon der Geber auf Marktrendite verzichten will, kommt das Finanzamt und verlangt Schenkungssteuer. Dieses Problem ist damit gelöst und mit gutem Leumund ausgestattet, fließen nun der Stiftung munter Immobilien zu. Nach nur drei Jahren flossen 2,5 Mio. € Spenden und Zuwendungen, 2 Mehrfamilienhäuser mit 19Wohneinheiten der Stiftung zu. Zwei weitere Wohnungen kamen als Schenkungen, 3 Mehrfamilienhäuser und zwei Einfamilienhäuser sind in Testamenten zugesagt. Ein ermutigender Anfang und eine Bestätigung dafür, dass es Immobilienbesitzer:innen gibt, die sich der Bedeutung des Wohnens als Grundbedürfnis bewusst sind. Aus Erlösen konnten bisher 70.000€ an nachbarschaftliche Projekte ausgesschüttet werden.

Dr. Burghard Flieger, Vorstand innova eG und ewiger Werber für genossenschaftliche Konzepte, lieferte einen anschaulichen Übersichtsvortrag zu den Gestaltungsmöglichkeiten von dachgenossenschaftlichen Konstrukten. Formal gibt es keine Dachgenossenschaft, aber die Idee Einzelprojekte von einer Genossenschaftsgründung zu entlasten, oder sie zumindest durch eine Dachstruktur zu unterstützen und zu begleiten, lässt sich an den Zweck angepasst weit ausgestalten. Das war power-food für die Expert:innen.

Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind immer wieder für Lösungen abseits der Standards gut, auch im Kleinen

In Köln spielen die Altgenossenschaften noch keine aktive Rolle im gemeinschaftlichen Wohnen. Mit Sönke Selk aus Hamburg, begegnete uns ziemlich genau ein Jahr nach der Wohnbundtagung in Frankfurt, das zweite Beispiel von dort. Der Vorstand der fluwog eG Hamburg, eine Genossenschaft von 1949, hat für sich alle Qualitäten gemeinschaftlichen Wohnens erkannt, erlebt sie täglich und hat daher bereits als sogenannte Altgenossenschaft 8 Projekte realisiert. Herr Selk versicherte, dass die Begeisterung dafür anhält. Als kapitalstarke Altgenossenschaft reicht hier eine Einlage der Nutzer:innen von 60-80€/m², wohingegen neu gegründete junge Genossenschaften im Schnitt eher das 10-fache für micht geförderte Segmente benötigen.

Die Gastgeberstadt Düsseldorf, kann außer mit einem schönen Rahmen, den sie für die Veranstaltung im Rathaus zur Verfügung gestellt haben, auch mit konkretem Tun aufwarten. Seit 2016 wurden rund 300 Wohnungen in gemeinschaftslichen Wohnformen realisiert. Bisher dominierten Baugemeinsschaften im Individualeigentum. Die Stärkung des Gemeinwohls in der Vergabe ist mit dem Förderrahmen 2024 nun Beschlussstand. Der Rat behält sich zugleich für jedes Projekt Einzelfallentscheidungen vor, so dass noch nicht absehbar ist, ob die hier viel gelobten Genossenschaften dann mehr Anteil haben werden.

Das Update der Stadt Tübingen, die eigens eine “Dachgenossenschaft” gegründet hat, um der Idee in der Stadt den Boden zu bereiten war ernüchternd und ermutigend zugleich. Auch hier sind Baukosten von über 5.000€ eine Bürde für die Entwicklung, dennoch geht es voran. Die Beharrlichkeit der Stadt, gemeinschaftliche Wohnformen als wichtigen Beitrag zur gesunden Stadtentwicklung zu fördern, begeistert.

Der Laubengang des Laubendorfs in Gerresheim. Praktische und ikonische Verbindung der Gebäudeteile.

Der Samstag Vormittag bot die Gelegenheit, sich die aktuelle Düsseldorfer Projekte aus der Nähe anzuschauen. Besonders das Laubendorf begeisterte mit seiner nachhaltigen Bauweise. Die Hochpreisigkeit und der hohe pro Kopf Flächenverbrauch sind indes das Ergebnis einer noch nicht so nachhaltigen Vergabepraxis. Dem Anspruch nach, wollen wir das in Köln ja in Zukunft besser machen.

Wie immer bei Tagungen, bietet insbesondere der Raum zwischen den Vorträgen die Möglichkeit Wissensstände abzugleichen, Ideen auszutauschen und sich gegenseitig mit Netzwerkkontakten zu stärken. In diesem Sinne angeregt, kehrten wir nach Köln zurück.

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