Sechs Kommunen zu Besuch bei der Grüner Weiler eG in Münster
Alexandra Wirtz, stv. Leiterin des Amts für Wohnungswesen in Münster und Kathrin Fennhoff, dort zuständig für gemeinschaftliches Wohnen, begrüßte am 21.05. über 20 Mitarbeitende aus den Stadtverwaltungen Aachen, Bochum, Dortmund, Mönchengladbach, Köln und dem Ministerium zum interkommunalen Austausch zu gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Die junge Genossenschaft Grüner Weiler eG war die Gastgeberin in ihrem gerade bezogenen Wohnhof auf der ehemaligen Oxford-Kaserne. Projektleiter Thorsten Niebold stellte das Projekt vor, die Gründer und langjährige Vorstände Henner Buchmann und Sigrid Bürger führten die Gruppe durch die Häuser.
Weiler 1
Über 260 Menschen wohnen hier auf gut 8.200 qm individuellen Wohnflächen und teilen sich zusätzlich 1.000 qm an gemeinschaftlichen Räumen. Insgesamt nutzen sie knapp 35 qm / Person, deutlich weniger als der übliche Durchschnitt, und noch dazu mit größeren Qualitäten. Gut 50% wurden als geförderter Wohnungsbau errichtet, in gleicher Ausstattung wie alle anderen Wohnungen. Neben einem Veranstaltungsraum und dem Kiezcafé, die dem Quartier offenstehen, gibt es eine Vielzahl von gemeinschaftlich genutzten Räumen: Ein großes Speisezimmer mit einer professionellen Küche, in der der fünfmal wöchentlich gekocht wird. Der Koch ist von der Genossenschaft angestellt, die Kosten wurden im freiwilligen Bieterverfahren solidarisch untereinander aufgeteilt. Gästezimmer, Nähzimmer, Coworking-Räume, Waschsalon, Werkstatt, Fitness- und „Krachmacherraum“, Garten und Dachterrasse stehen allen zur Verfügung: Das ist der Luxus des gemeinschaftlichen Wohnens. Einen Radiobeitrag zum Grünen Weiler gibt es hier.
Die Idee gemeinsam zu Wohnen entstand 2014 mit 6 Parteien, nach einem Besuch beim Wohnprojekt Amaryllis in Bonn plante man 30 Wohnungen. Die Gruppe besuchte Ausstellungen und über 40 Wohnprojekte, Zürich und Wien waren besonders inspirierend. Inzwischen hat die Genossenschaft fast 550 Mitglieder, genug Potenzial für ein neues Projekt, vielleicht auf dem Areal der ehemaligen Yorck-Kaserne.
„Die Größe des Projekts erlaubt Solidarität und Freiwilligkeit“
2020 nahm die Gruppe erfolgreich am ersten Konzeptverfahren für über 100 Wohnungen auf dem Gelände der ehem. Oxford-Kaserne teil. Die Stadt Münster kaufte das Grundstück von der Entwicklungsgesellschaft zurück und vergab ein Erbbaurecht an die Genossenschaft. Diese versteht ihr Projekt als “Reallabor“: Heizung und Kühlung funktionieren mit Geothermie, Regenwasser wird zurückgehalten und für WCs genutzt. Einen eigene PV-Anlage mit 300 kWp wird Mieterstrom erzeugen. Die Genossenschaft kommt mit 25 PKW-Stellplätzen aus, nutzt aber 450 Fahrräder und 14 Lastenräder. Entscheidungen werden weitgehend soziokratisch gefällt. Zahlreiche Arbeitsgruppen kümmern sich um die Räume und Themen. Im „Gartencluster“ werden neun Menschen mit Pflegegrad in einer selbstverantworteten Wohngemeinschaft leben und engagieren sich bereits mit. „Die Größe des Projekts erlaubt Solidarität und Freiwilligkeit“ sagt Henner Buchmann, Mitgründer der eG. Wie ein Projekt dieser Größe, Vielfalt und Qualität von einer Gruppe engagierter Laien in wenigen Jahren ungesetzt werden konnte, beeindruckt alle Teilnehmer des Austauschs besonders!
Am Sonntag, den 25.5. eröffnet das Café und der Quartiersverein Kurbelbox bietet eine Tour zu den gemeinschaftlichen Wohnprojekten auf Oxford an. Treffpunkt: Zur Wilden Karde, Gumprichstraße 40
Am Samstag, den 5.7. feiert die Grüne Weiler eG von 10-22:00 ein großes Sommerfest
Konzeptverfahren ehem. Oxford-Kaserne
War das erste Konzeptverfahren 2020 gezielt an gemeinschaftliches Bauen und Wohnen gerichtet, folgten mehrere für alle interessierten Investoren offene Verfahren, erläutert Andreas Leifken von der Entwicklungsgesellschaft KonvOY. In den von multiplen Krisen geprägten Folgejahren stiegen die Herausforderungen erheblich an: Von zwei Verfahren zogen sich Bieter zurück oder wurden insolvent. Das Ziel, ein gemischtes Angebot an Wohnformen aller Größen und Preislagen, teils im denkmalgeschützten Bestand umzusetzen, wurde zunehmend schwieriger. Marktgängig schienen nur noch teure möblierte Mikro-Apartments oder rein geförderter Wohnungsbau. Inzwischen sind u.a. freifinanzierte Wohnungs- und Gewerbebauten und bezahlbare Wohnungen für Auszubildende geplant. Mit KliQ und B3OX erhielten zwei Baugruppen mit ca. 60 freifinanzierten Eigentumswohnungen ein Grundstück. Außerdem wird ein gemeinschaftliches Mietwohnprojekt entstehen.